Living Copies?
Sie sind gemeinsam auf die Welt gekommen, teilten sich bereits im Bauch der Mutter alles, was zum Leben erforderlich war:
Eineiige Zwillinge verbindet mehr, als normale Geschwister, sie sehen auch noch identisch aus. Die Wahrscheinlichkeit als eineiiger Zwilling auf die Welt zu kommen, liegt etwa bei 1 zu 250, also bei weniger als einem Prozent. Zwilling zu sein ist etwas besonderes. In Madagaskar gelten Zwillinge als Fluch, in Nigeria als Segen. Der Stamm der Yoruba gilt als Weltmeister im Zeugen von Zwillingen. Die ethnische Gruppe lebt größtenteils im Südwesten Nigerias und im benachbarten Benin. Frauen in Asien bekommen am seltensten Zwillinge. Im Nationalsozialismus wurden Zwillinge in Deutschland zu Forschungszwecken missbraucht – heute melden sich Zwillinge freiwillig für Studien.
Die Wahrscheinlichkeit, als Zwilling auf die Welt zu kommen, steigt kontinuierlich: Die künstliche Befruchtung und das steigende Alter der Mütter in Deutschland: Beides wirkt sich auf die Geburtenstatistik aus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war 2011 jedes 29. Neugeborene ein Mehrlingskind, 20 Jahre zuvor war es nur jedes 42. Baby. Schnell drängt sich allerdings hier die Frage auf: Ist jede oder jeder wirklich einzigartig und wie schwierig ist es, seine eigene Identität als eineiiger Zwilling zu finden?
Diese Diplomarbeit soll zeigen, wie unterschiedlich, aber auch wie gleich eineiige Zwillinge sein können und wo die Unterschiede und Gemeinsamkeiten liegen. In Interviews zu den Fotoaufnahmen sprach der Fotograf mit den Zwillingen über ihre Erfahrungen im Alltag, über die eigene Identitätsfindung und die Vor- und Nachteile ein Zwilling zu sein. Um an ausreichend Zwillinge für seine Arbeit zu kommen, gab es nicht nur einen Aufruf im Internet, der Fotograf veranstaltete auch das erste hessische Zwillingsfestival.
Insgesamt ist so eine Serie aus Zwillingspaaren entstanden, die aus Fotoaufnahmen zu ihrer Identität kombiniert, mit Doppelportraits besteht. In den Zwillingsfotografien werden Gemeinsamkeiten oder Unterschiede bildlich dargestellt, die die Zwillinge in ihren Interviews geäußert haben. In den speziellen Portraits hat der Fotograf jeweils eine Gesichtshälfte eines Zwillings zu einem gemeinsamen Portrait zusammengesetzt. Die Ergebnisse sind erstaunlich, denn die Gesichter wirken, als wäre es tatsächlich eine reale Person. Erst beim genaueren Hinsehen werden kleinste Unterschiede in den beiden Gesichtshälften erkennbar.
Die Diplomarbeit in den Medien:
http://www.stern.de/fotografie/eineiige-zwillinge-im-doppelportraet-2178020.html